Hier entsteht nach und nach eine Seite mit Reiseberichten über unsere Kreuzfahrten, in denen viele Tipps beinhaltet sind, wie Landausflüge selbst organisiert werden können.

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Mittwoch, 2. Dezember 2009

Kreuzfahrt Costa Victoria (Tag 13: Neapel)

Obwohl wir wegen des Mitternachts-Büffets erst sehr spät ins Bett gekommen waren, hielt uns um 7 Uhr nichts mehr im Bett. Der Grund dafür ist schnell erklärt. Die Victoria war bereits in die Bucht von Neapel eingefahren. In der Morgendämmerung war schon der Vesuv zu erkennen. Das vorgefertigte Tagesprogramm war zwar nicht so umfangreich, aber während des Aufenthaltes im Rahmen unserer ersten Kreuzfahrt hatten wir uns in Neapel verliebt. So fiel es uns nicht schwer, uns aufzuraffen und frisch und munter in den Tag zu starten. Auch heute ließen wir das umfangreiche Frühstücksangebot links liegen, holten uns einen Kaffee und zogen uns ins La Tavernetta zurück. Den dampfenden Kaffee in der Hand glitt an den großen Fenstern, der Vesuv, die Hafeneinfahrt und das erwachende Neapel, vorbei. Gemütlich unseren Kaffee schlürfend, besahen wir uns das Anlegemanöver. Als das Schiff kurz vor dem Festmachen war, schien es an der Zeit uns für den Landausflug in gewohnter Weise zu rüsten.

Die Costa Victoria fährt in den Hafen von Neapel ein
Es zeigte sich, das wir den Zeitpunkt für den Gang vom Schiff perfekt gewählt hatten. Wieder einmal durchquerten wir das Kreuzfahrtterminal und von dessen Vorplatz hielten wir auf das in der Nähe stehende Castel Nuovo zu.

Castel Nuovo
Immer noch wurde in dessen unmittelbarer Umgebung an der U-Bahn gebuddelt. Als ob es erst gestern gewesen wäre, als wir das letzte Mal hier waren, fanden wir zielstrebig den Weg zur Galleria Umberto I. Wir kamen nicht darum herum, um einen Blick in diese zu werfen, da vor einem knappen Jahr die riesige Glaskuppel voll eingerüstet war. Dieses Mal hatten wir Glück. Der Blick zur Glaskuppel war frei und es hatte den Anschein, als ob Arbeiter gerade damit beschäftigt waren, die letzten Gerüstteile abzubauen. Vielleicht können wir die Galleria bei einem unserer nächsten Besuche in ihrer ganzen Pracht bestaunen.

Kuppel der Galeria Umberto I.
Beim Verlassen der Galleria werfen wir noch einen kleinen Blick auf das gegenüberliegende Teatro San Carlo und setzten unseren Marsch fort.

Teatro San Carlo
Schon nach ein paar Metern erreichen wir einen kleinen Platz, an dem wir uns rechts halten und gelangen so in die Via Toledo. Diese ist eine der längsten Shoppingstraßen Neapels und es gibt unzählige Boutiquen. Dementsprechend ist auch das Fußgängeraufkommen. Nach knapp 1 km biegen wir nach rechts in die Via Maddaloni ab und stehen mit einem Schlag in einer anderen Welt. Wir sind in Spaccanapoli, dem ältesten Teil von Neapel. Hier beginnt nun unsere eigentliche Tour. Nach ein paar Meter geraten wir hier mitten in eine, meiner Meinung nach, Studentendemo. Da wir den Grund für die Demo nicht kennen wollen wir auch daran nicht teilnehmen und versuchen uns etwas abseits zu halten. Zudem unterscheiden wir uns schon vom Alter her von den Demonstranten. Ich hoffe, dass das die massiv anwesende Polizei auch sieht. Trotzdem treiben wir in einer Menschenmasse dem Piazza del Gesú zu und auf dem Platz gelingt es, wir setzen uns endgültig von den Demonstranten deutlich ab. Ein paar Mal tief durchgeatmet und dann genießen wir erst den Platz, auf dem sich der reich verzierte Obelisk Guglia dell´ Immacolata erhebt.

Obelisk Guglia dell´ Immacolata
Weiter steht an dem Platz die Chiesa Il Gesú Nuovo. Ganz im Gegensatz zu ihrem eher schlichten, aber interessanten Äußeren, ist der Innenraum pompös ausgestaltet.

Chiesa Il Gesú Nuovo
Chiesa Il Gesú Nuovo Innenansicht
Von der Piazza stapfen wir in die dort beginnende Via Benedetto Croce. Nach nur wenigen Schritten erreichen wir den Eingang zur Kirche Santa Chiara.

Eingang zur Chiesa Santa Chiara
Der gewaltige Kirchenraum ist eher schlicht gehalten, doch sind in dem Gotteshaus viele reich verzierte Sakophage zu bestaunen. Hinter dem Hauptaltar liegt das großartige Grab von Roberto I. von Angiò aus dem 14. Jahrhundert.

Innenraum der Chiesa Santa Chiara
Eine Sarkophag in der Kirche
Durch das Hauptportal wieder im Freien halten wir uns rechts, gehen um die Kirche herum und gelangen so zu dem, zu der Kirche gehörenden Konvent der Franziskaner und das der Klarissen. Sehenswert ist der Klarissenchor und seine 64 mit wunderschönen bunten Majoliken verkleideten Pfeiler. Auch Bänke und Mäuerchen sind mit farbenfrohen Landschafts- und Blumenbildern verziert. Die genaue Höhe des Eintrittspreises weiß ich gar nicht mehr, glaube aber das es 4,- Euro pro Person waren. Die kleine Investition hat sich jedoch auf alle Fälle gelohnt, denn der Innenhof ist absolut sehenswert.

Klarissenchor mit Majoliken
Franziskaner- und Klarissen-Konvent
Nachdem wir bei unserem letzten Neapel-Aufenthalt schon keine neapolitanische Pizza bekommen haben, hatten wir uns fest vorgenommen den aktuellen Aufenthalt zu nutzen und eine gute Pizzeria zu besuchen. Meine Recherchen im Internet führten zu einer alten traditionellen Pizzeria ganz in der Nähe der Kirch Santa Chiara. Das Ristorante Lombardi a Santa Chiara in der Via Benedetto Croce war auch schnell gefunden, aber?, genau!, noch geschlossen. Ein Blick auf die Öffnungszeiten stimmte uns auch nicht gerade fröhlicher, da das Restaurant erst geöffnet werden sollte, als wir schon wieder an die Rückkehr auf die Costa Victoria denken mussten. Also wieder einmal Neapel, ohne in den Genuss einer der berühmten Pizzas gekommen zu sein. Es blieb uns nichts anderes übrig, als unseren Weg fortzusetzen und es kam was kommen musste, kein Frühstück, die Vorfreude auf eine Pizza, aber geschlossene Pizzeria; der Magen signalisierte HUNGER!

Unsere nächste Anlaufstelle war die Piazetta Nilo, an der die 2000 Jahre alte Statue des Gottes Nil steht.

Statue des Gottes Nil
An der Piazetta hatte auch ein Straßen-Pizza-Verkäufer seinen kleinen Laden geöffnet. Es half alles nichts, aus einem geplanten kulinarischen Genuss wurde Finger-Food. Wir erstanden also so eine Art Calzone, war zwar nicht schlecht, aber wir hatten uns halt was anderes vorgestellt. Aber eine Stärkung war es trotzdem.
Nun konnten wir wenigstens ohne Hungergefühl unseren Streifzug durch Spaccanapoli fort führen. Vorbei an vielen Kunsthandwerkläden, Antiquariaten, Souveniergeschäften und und und ... kamen wir zur Via San Gregorio Armeno, der Straße der Krippenbauer. Diesen „Genuss“, die Gasse zu durchstreifen, hatten wir uns beim letzten Aufenthalt schon gegeben und entschlossen uns ganz schnell, das wir uns das nicht noch einmal antun müssen. Trotzdem ist das „Gewusel in dieser Gasse aus sicherem Abstand absolut sehenswert.

Via San Gregorio Armeno
Weiter ging es in Richtung Via Duomo, die wir, nicht ohne einen Cappuccino in einem kleinen Cafe getrunken zu haben, dieses Mal ohne zu verlaufen, auch erreichten. Einen geplanten Abstecher zum Dom von Neapel strichen wir aus zeitlichen Gründen. Anscheinend hatten wir uns durch das alte Neapel zu sehr verzaubern lassen, so das uns die Zeit davon gelaufen ist. Also umdisponiert, nach rechts abgebogen und bald den Corso Umberto I. erreicht.

Am Corso Umberto I.
Schlagartig wurde es uns wieder bewusst, Chaos hat einen Namen, nämlich Verkehr in Neapel. Wir schlenderte den lebhaften Corso entlang und Anja hatte dabei genügend Zeit ihrer Lieblingsbeschäftigung nachzugehen: Schaufenster ansehen. So blieb es nicht aus, dass sie ein Schnäppchen sah und nicht anders konnte als zuzugreifen.
So ließen wir unseren Landgang in Neapel langsam ausklingen und kehrten auf die Victoria zurück. Jetzt ging es also wieder los. Alles war nun zum letzten Mal. Wir hatten auf dieser Kreuzfahrt zum letzten Mal Landgang.

Zum letzten mal kehren wir bei dieser Kreuzfahrt vom Landgang auf die Costa Victoria zurück
Zum letzten Mal aßen wir auf dem Schiff zu Mittag. An diesem Tag aber nicht im Restaurant, sondern wir bedienten uns an der Grill-Station auf dem Außendeck, einfach mal was anderes, Fast-Food für den kleinen Hunger. Nun gut, bei strahlendem Sonnenschein legte die Costa Victoria im Hafen von Neapel ab und verabschiedete sich mit einem lauten Schiffshorn-Konzert von der italienischen Metropole, wobei sie Kurs auf Savona nahm.


Die Victoria nimmt Abschied von Neapel und Kurs auf Savonna

Den Nachmittag genossen wir ein wenig auf den Außendecks mit Cappuccino trinken und spazieren gehen auf dem Schiff. Nach so viel frischer Luft tat auch ein kleines Nickerchen gut und so war es schon wieder Zeit uns für den letzten Abend an Bord zurecht zu machen. Nach dem Abendessen verabschiedeten wir uns herzlich von „unseren“ Kellnern Jose. Am Ausgang noch einmal kurz umgesehen, um die letzten Eindrücke des Restaurants in sich aufzusaugen, aber irgendwie war es anders als auf unseren bisherigen Kreuzfahrten, es machte uns dieses Mal nicht richtig traurig, dass die Reise langsam dem Ende zuging. Man braucht wohl nicht groß zu raten welche Umstände dazu geführt haben.

Den Rest des Abends verbrachten wir im La Tavernetta. Wir versuchten es gar nicht mehr, einen Platz im Theater zu bekommen, das Thema hatten wir schon abgehakt. Gemütlich unsere Cocktails geschlürft, ein wenig Small Talk mit dem Barkeeper, auch von diesem Abschied nehmen und dann zum letzten Mal den Weg zu unserer Kabine genommen. Hier angekommen mussten wir erst noch die Koffer fertig packen, da diese bis 01.00 Uhr vor der Türe stehen mussten und so legten wir uns, genau, zum letzten Mal, in unserer Kabine auf der Costa Victoria ins Bett.



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Dienstag, 1. Dezember 2009

Kreuzfahrt Costa Victoria (Tag 12: Valletta)

In der vergangenen Nacht wurden die Uhren wieder zurück gestellt und so bekamen wir eine Stunde mehr Schlaf geschenkt. Gegen 7 Uhr erwachte ich aus meinen Träumen. Ein orientierender Blick vom Balkon und was ich dort sah war überwältigend. Die Victoria näherte sich gerade der Einfahrt in den Hafen von Valletta. Die Silhouette von der mittelalterlichen Stadt Valletta lag in der vollen Morgensonne und näherte sich im goldenen Schein. Ein absolut erhebender Anblick. Ich konnte nicht anders, ich musste Anja, die noch voll schlief, wecken, so etwas gibt es nicht alle Tage zu sehen.

Video von der Einfahrt in den Hafen von Valletta

Skyline vom sonnenbeschienenen Valletta
Normalerweise hätten wir uns ja beeilen sollen, um frühzeitig vom Schiff zu kommen, denn wir hatten ein gewaltiges Programm in Valletta. Aber die Einfahrt in den Hafen zog uns so in seinen Bann, wir konnten uns nicht satt sehen. Kurz vor dem Anlegen am Kai rafften wir uns dann doch auf und gingen kurz frühstücken. Im Bolero nur schnell einen Kaffee geholt, mit diesem ins La Tavernetta und durch die großen Fensterscheiben die andere Hafenseite aus betrachtet. Durch den Verzicht auf das Frühstück kamen wir verhältnismäßig früh von der Victoria.

Festungsanlagen gegenüber der Altstadt
Der von mir ausgearbeitete Besichtigungsplan war mit Abstand der dickste auf unserer Kreuzfahrt und wir hatten dafür nur gut 4 Stunden Zeit. Mir war klar, dass das nicht zu schaffen ist. Anja dagegen war zunächst noch guter Dinge, denn was kann es in Valletta schon zu sehen geben, das kennt ja fast niemand; Venedig haben wir auch geschafft und das kennt jeder. Kleinlaut revidierte sie, noch in Valletta, ihre Meinung. OT-Ton Anja: „Das ist ja der Wahnsinn, Valletta ist mindestens genau so schön wie Venedig.“

Vom Hafengelände aus hielten wir uns streng an unseren Plan und hielten uns rechts, da wir mit dem öffentlichen Bus der Linie 198, der anscheinend extra für Kreuzfahrtschiffe eingesetzt wird, zum zentralen Busbahnhof fahren wollten. Nach ca. 100 m erreichten wir die Haltestelle. Schon vor der Bushaltestelle klären Angehörige der Busgesellschaft über den Ablauf der Fahrt auf. Tickets sind beim Busfahrer erhältlich, die einfache Fahrt kostet 0,50 Euro, Hin- und Rückfahrt 1,- Euro (Ticket aufbewahren). Die Fahrt, führt um die Altstadt herum, ohne dass an einer weiteren Station gehalten wird, direkt zum Busbahnhof und dauert ca. 10 bis 15 Minuten.

Am Busbahnhof mit dem gigantischen Brunnen Triton Fountain sind außerdem liebevoll gepflegte Busoldtimer zu bewundern.

Tritonbrunnen
Einer von vielen Oldtimer-Bussen am Busbahnhof von Valletta
Trotz der Tatsache, dass heute Dienstag der 01. Dezember ist, also wirklich keine Zeit in der sich zigtausende Touristen auf Malta aufhalten, herrscht auf dem Platz reges Treiben. Wir hätten gerne dem Gewusel auf dem Platz noch weiter fasziniert zugesehen, aber wir wollten noch mehr von Valletta sehen. So betraten wir über das City-Gate, das links und rechts vom Great Ditch, einem gigantischen Festungsgraben, flankiert wird, die Altstadt von Valletta.

City-Gate
Great Ditch
Wenige Meter auf der Haupteinkaufsstraße, der Republic Street, gegangen und schon sind auf der rechten Seite, die Ruinen des 1942 ausgebombten Royal Opera House zu sehen.

Ruinen des Royal Opera House
Gegenüber dieser Überreste steht der Palazzo Ferreria. An diesem zogen mich schon die, an dem Gebäude befindlichen, Balkone an. Ich kann es vorweg nehmen, in Valletta kommt man nicht umhin, immer wieder die kunstvoll gestalteten Balkone an den Bauwerken zu bewundern. Nach dem Royal Opera House bogen wir von der stark frequentierten Republic Street nach rechts ab. Wie erwartet wurde es sofort ruhiger. Vorbei an den schönen Fassaden zweier Kirchen gelangten wir auf den Castille Place. An diesem steht der eleganteste Palast Vallettas, die Auberge de Castile et León. Ein wirklich herrliches Gebäude, an dem das prächtige Eingangsportal noch hervor sticht.

Auberge de Castile et León
Wir überquerten nun den Castille Place und standen schon vor dem Eingang in die Upper Barracca Gardens.
An dieser Stelle möchte ich eine kleine Anekdote erzählen, die ein wenig den Charakter der Malteser wiederspiegelt, bzw. wie wir ihn während unseres kurzen Aufenthaltes überall erleben durften. Der Lehrer einer Schulklasse bat mich, ein Foto von der Klasse mit ihm zu schießen. Dabei fiel mir auf, dass anscheinend auf Malta Schuluniformen getragen werden. Die Schüler, allesamt Teenager, wie auch der Lehrer strahlten südländische Lebensfreude gepaart mit englischer Disziplin aus. Eine wahrscheinlich einzigartige Mischung, die auf uns aber sehr angenehm wirkte. Wir fühlten uns unter den Einheimischen unbeschreiblich wohl. Diesen Eindruck spiegelt aber auch die ganze Stadt wieder. Sie ist sauber und einladend.

In der Parkanlage, Upper Barracca Gardens, die einen grandiosen Blick über den Grand Harbour bietet, stehen zahlreiche Skulpturen. Die umlaufenden Arkaden runden die herrliche Lage des Parks ab und geben immer wieder neue Blickwinkel auf die Stadt frei.

Eingang zu den Upper Barracca Gardens

In den Uppers Barracca Gardens

Ausblicke von Uppers Barracca Gardens
Unterhalb unseres Standortes sahen wir eine ganze Batterie von alten Kanonen stehen. Es hatte den Anschein, dass zwei Soldaten gerade im Begriff waren, eine dieser Kanonen zu laden. Dieses Schauspiel wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Das ganze zog sich jedoch so in die Länge, weshalb wir uns entschieden, unseren Weg fortzusetzen. In der Folgezeit bekamen wir aber auch keinen Knall eines Kanonenschusses mit. Ich kann also nicht sagen, ob und wenn ja, wann eine Salve abgegeben wird.

Kanonen-Batterie unterhalb von Uppers Barracca Gardens
Trotz der Tatsache, das wir erst am Anfang unseres Rundganges waren, konnten wir schon absehen, diese Stadt ist in der, uns zur Verfügung stehenden Zeit, nicht zu schaffen. Kurzerhand änderten wir das Programm. Eine geplante Besichtigung der Lascaris War Rooms (Einsatzleitstelle der britischen Mittelmeerflotte im 2. Weltkrieg) strichen wir komplett. Bei strahlend blauem Himmel wollten wir, soweit möglich, nur noch im Freien bleiben. Auch ein Abstecher zur Hafenfront mit dem Victoria Gate und der barocken Kirche Notre Dame de Liesse fiel der „zeitlichen Inflation“ zum Opfer.

So spazierten wir weiter. Über die Merchants Street, vorbei an der Ritterherberge der Italiener, diversen Palazzos und Kirchen, kamen wir zur Castellania, dem früheren zivil- und Kriminalgericht des Johanniterordens. Dieses Gebäude war teilweise renoviert und teilweise renovierungsbedürftig. Trotz dieser Umstände war erkennbar dass es sich um einen prachtvollen Bau handelt. An diesem Gebäude ist an der Ecke Merchants Street – St. John´s Square sogar noch der Pranger zu sehen.

Castellania
Gegenüber der Castelliana öffnet sich die St John´s Square zu einem Platz und gibt den Blick auf die Fassade der St. John´s Cathedrale frei. Die Fassade ist zwar interessant aber eher schmucklos, im Gegensatz zum Inneren der Kirche, wie wir später noch feststellen sollten. Eine Besichtigung der Kirche stand für den Rückweg auf dem Plan.

St. John´s Cathedrale 
Zunächst war eine Pause angesagt. Dazu hatte ich im Internet einen Geheimtipp gefunden, nämlich das Cafe Cettina. Nicht lange überlegt und hinein in´s Vergnügen. In dem, mit allem möglichen Tand und Krimskrams ausgestattet Cafe fühlten wir uns sofort wohl. Schnell stellte sich heraus, das eine Vielzahl der Besucher Einheimische waren. Also konnten wir gar nicht so falsch liegen. Ohne zu wissen wie die Preise hier sind, bestellten wir einen Cappuccino. An den Nebentischen wurden überall lecker aussehende Snacks oder andere Speisen verkostet, das ließ unseren Magen nicht „kalt“, nachdem das Frühstück ausgefallen war. Was macht man, wenn sich der kleine Hunger meldet. Nein, man isst kein "Knoppers", man schaut in die Karte des Cafe Cettina in Valletta. Wir erwarteten einen Preisschock, dieser kam auch, aber anders als erwartet. Ein Schinkensandwich 0,85 Euro, ein Käse/Schinkensandwich 1,15 Euro, wenn das Sandwich angetoastet gewünscht wird, 0,20 Euro Aufschlag. Wir konnten die Preise nicht glauben, noch dazu wir gesehen hatten, das es sich schon um eine größere Ausführung eines Sandwich handelt. Warum denn so lange überlegen, am Ende werden wir schon sehen was wir bezahlen. Also wurde die Ware bestellt. Alles topfrisch, schmackhaft und groß. Das hatten wir gebraucht. Gesättigt, noch einen zweiten Cappuccino getrunken, nun zur Rechnung. An der Kasse angestellt und freundlich lächelnd verlangte die junge Bedienung 8,40 Euro von mir und das für 4 sehr gute Cappuccino und zwei absolut der Spitzenklasse angehörenden Sandwich. Nur zum Vergleich, im Cafe Florian in Venedig bezahlt man für einen Cappuccino 8,- Euro!

Cafe Cettina von außen ...
... und von innen.
Frisch gestärkt, der Merchants Street weiter folgend, bogen wir an der nächsten Kreuzung rechts ab in die St. Lucia Street. In dieser liegt der Eingang in die Kirche St. Paul´s Shipwreck. Der Zutritt ist frei und jeder bekommt, falls gewünscht, ein Audioguide, die in verschiedenen Sprachen zur Verfügung stehen, ausgehändigt. Die Kirche ist fantastisch. Ohne dass wir das Audioguide verwendet haben, konnten wir uns kaum satt sehen.

St. Paul´s Shipwreck Innenansicht
Nach dieser Besichtigung wanderten wir der St. Lucia Street zum Meer hin folgend weiter, bogen aber bald nach links in die St. Paul Street ab, um auch die reichverzierte barocke Fassade der gerade besichtigten St. Paul´s Shipwreck anzusehen.

Außenansicht St. Paul´s Shipwreck
Von hier aus war an der nächsten Straßenecke schon die Markthalle von Valletta zu sehen.

Markthalle von Valletta
Mangels Zeit, versuchten wir erst gar nicht in diese zu kommen, sondern marschierten munter weiter, jetzt wieder Richtung Merchants Street. An dieser angelangt waren wir mitten in den Ständen des täglich stattfindenden Il-Monti-Marktes. Hier ging voll der Punk ab und der Markt erinnerte mich ein wenig an die sogenannten Tschechenmärkte. Allein der Tatsache, das sich hier ganz Malta zu versammeln schien, habe ich es zu verdanken, das Anja schnell weiter wollte. Ihre Platzangst meldete sich in dem Getümmel. Ansonsten wäre unsere Besichtigungstour schlagartig in einen Einkaufsbummel umgewandelt worden. Ich sah es Anja richtig an, wären nur nicht so viele Leute hier, ach was gäbe es da alles zu schauen! Schnell kamen wir, aus dem nun bekannten Grund, zu unserer nächsten Anlaufstelle, der Kirche Il Gesú. Mittlerweile ist es schon ein Drang, dass wir in die Kirche schauen, sobald die Türe offen steht. So kamen wir auch nicht an der Il Gesú vorbei, ohne diese von Innen anzusehen.

Außenansicht Il Gesú
Innenansicht Il Gesú
Unserer weiterer Weg führte noch ein kleines Stück auf der Merchants Street in Richtung Fort St. Elmo. An der Ecke Christopher Street bogen wir jedoch nach rechts ab und gelangten so, vorbei an kleinen Geschäften, ohne auf Massen von Touristen zu treffen, zu den Lower Barracca Gardens. Hier bietet sich ein grandioser Blick auf die Einfahrt in den Naturhafen von Valletta und das gegenüberliegende Fort St. Angelo. In der Parkanlage selbst sind ein neoklassizistischer Tempelbau und das monströse Sieges-Monument zu bestaunen. Während ich Bild um Bild schoss und zudem alles mit der Video-Kamera auf Celluloid (ist natürlich gelogen, das Medium ist eine SD-Karte, aber Celluloid klingt einfach besser) bannte, vertiefte sich Anja in meine Ausarbeitungen.

Im Lower Barracca Gardens
Aussicht auf den Hafen vom Lower Barracca Gardens
Siegesmonument mit Hafeneinfahrt
Spätestens jetzt wurde auch ihr klar, irgendwann müssen wir unsere Tour abbrechen, ohne alles gesehen zu haben. Aus diesem Grund setzte sie einen Schwerpunkt, nämlich, sie wollte die St. John´s Cathedrale von innen sehen. Unter dieser Prämisse durfte ich nun entscheiden was wir noch unternehmen können. Die Zeit war uns aber wie Eis zwischen den Fingern davon gelaufen. Uns blieben noch 1 ½ Stunden bis zum „Alle an Bord“. Unter Einberechnung der „Unbekannten“ (wie viel Zeit benötigen wir für die Besichtigung der Cathedrale? wie lange müssen wir auf den Bus warten?) stand für mich schnell fest, dass wir nun einen „Cut“ in unserem Programm machen müssen. Aber das kenne ich von meiner Frau schon, immer spontan sein, so dass es mir nicht schwer fiel, uns auf dem kürzesten Weg auf die Republic Street zu navigieren. Dort links abgebogen, in Richtung City-Gate, an einigen wirklich sehenswerten Gebäuden vorbei, diese nur aus den Augenwinkeln betrachtet, bis zur St. John´s Street.
An dieser Ecke befindet sich auch der Eingang zur Cathedrale von Valletta. Zunächst ein Schock für Anja, die sich immer wieder darüber aufregt, wenn für Kirchen Eintritt verlangt wird. Ich ging schnell an die Kasse, bezahlte den Eintrittspreis (ich weiß die Höhe nicht mehr genau, entweder 6,- € oder 8,- € pro Person) und so konnte Anja nicht mehr anders, als mir nachzustapfen. Der Ärger über den hohen Eintrittspreis war aber binnen Sekunden verflogen, nachdem das Kirchschiff betreten wurde. Eine wahre Flut an Prunk erwartete uns. Absolut sehenswert. Diesen Glanz sieht man der Kirche von außen wahrlich nicht an. Ausgiebig bestaunten wir das Gotteshaus, bevor wir dieses wieder verließen. Ich kann wirklich nur jedem raten, sich nicht von der Höhe des Eintrittspreises abschrecken zu lassen und wegen diesem auf diesen kulturellen Höhepunkt zu verzichten.


In der St. John´s Cathedrale
Zurück auf der Republic Street war es dann nicht mehr weit bis zum City-Gate. An diesem endete unser stark beschnittener Rundgang durch Valletta. An dem Busbahnhof fanden wir schnell die Haltestelle für die Linie 198.

Zurück am Busbahnhof von Valletta
Dort warteten schon andere „Kreuzfahrer“. Schon nach 10 Minuten traf der Bus ein. Ein wenig englische Disziplin hätte den wartenden „Kreuzfahrern“, überwiegend französisch und italienisch sprechende Weltbürger, auch nicht schlecht gestanden. So hätte ich den Einstieg in den Bus, möglicherweise ohne fremden Ellenbogen im Bauch und ohne den Schuhabsatz einer besonders vollschlanken Dame auf meinen Fuß, überstanden. Mich nahm der Busfahrer auch ohne Boxeinlage mit. Während der Rückfahrt zum Hafen, bei der eine andere Route als bei der Hinfahrt genommen wurde, erzählte eine Begleitperson noch Wissenswertes über Malta. Auch wurden Denkmäler und Gebäude erklärt, die an der Strecke standen. Nach verhältnismäßig kurzer Fahrt durch den dichten Verkehr von Valletta tauchte auch schon das Hafengelände mit der darin festgemachten Costa Victoria auf. Vom Bus ausgestiegen noch kurz in den Duty-Free-Shop mit seinen Angeboten geschaut, erklommen wir, etwa 20 Minuten vor „Ladenschluss“, das Schiff.

Letzte Eindrücke  von Valletta vor dem Betreten der Victoria
In der Kabine zunächst vom Ballast eines Landganges befreit, hüpften wir in bequeme Klamotten und begaben uns ins Restaurant. Wir hofften, da es mittlerweile kurz vor dem Auslaufen war, vielleicht einen Fensterplatz oder zumindest einen Platz in der Nähe eines Fensters zu ergattern. Aber, Pech gehabt, wir bekamen nur einen Platz mitten im Restaurant. Trotzdem ließen wir uns das Essen schmecken und erhaschten ab und zu auch einen Blick aus dem Fenster, und sogen so die letzten Eindrücke von Valletta in uns auf. Ja, man kann schon sagen, wir haben uns richtig gehend verliebt in diese Stadt und wenn es nach uns geht, waren wir hier bestimmt nicht das letzte Mal. Wir haben nämlich noch soooo viiiiel zu erkunden!
Nach dem, wie immer sehr gutem Essen, schauten wir, ob „unsere“ Lieblings-Bar, die La Tavernetta geöffnet hat. Dies war zu unserer Freude der Fall und wir hatten uns noch nicht mal richtig an unserem Stammplatz niedergelassen, wurden wir schon gefragt, ob wir Espresso wollen. Wie hätte es doch schön sein können, wenn es immer so gelaufen wäre, oder verlangen wir da zu viel? Bei einem perfekten Espresso, schwelgten wir von der Faszination Maltas.

Jetzt merkten wir aber auch, dass Valletta auch an unseren Kräften gezehrt hatte. Da bietet sich doch förmlich ein kleines Nickerchen an um für den Rest des Tages wieder gewappnet zu sein. Gesagt getan und schwups war es Zeit für den Nachmittags-Cappuccino. Jetzt darf dreimal geraten werden, wo wir diesen konsumierten und wie der Service war. O.k. das war nicht schwer, alle haben natürlich recht gehabt. Nur zu eurer Bestätigung die Antworten: 1. La Tavernetta, 2. Super! Noch ein wenig Sehen und Gesehenwerden auf der Victoria und schon mahnte die Uhr zum Duschen. Irgendwann find´ ich mal den Typ auf den Kreuzfahrtschiffen, der die Uhren auf diesen schneller laufen lässt – versprochen!
Der Abend lief wie gewohnt ab. Essen, wobei heute "Italienischer Abend" angesagt war.

Italienischer Abend: Jose mit Anja
Danach natürlich Espresso trinken, Cocktail trinken, wobei wir diesem etwas später gefrönt haben, da wir den Abend heute etwas in die Länge ziehen mussten, weil wir unbedingt zum Buffet Magnifico um Mitternacht gehen wollten. Dies hatten wir auf dem ersten Teilstück der Reise schon gestrichen. Aus diesem Grund entschlossen wir uns heute zu einem kleinen Nachtspaziergang auf den Außendecks. Die Lungen voller frischer Meeresluft, da schmeckt doch der Cocktail doppelt gut. Wir hatten gerade den Ersten ausgenippt, bekamen wir Besuch von Hacky mit Frau. Dieser lud uns zu einem weiteren Drink ein und wir unterhielten uns über die jeweiligen Unternehmungen auf Malta. Bei so viel Interessantem verging natürlich der Abend doppelt so schnell und es war schon kurz vor Mitternacht. Gespannt und voller Erwartung, wie das festliche Mitternachtsbüfett wohl auf der Costa Victoria aussehen wird sputeten wir uns, um in das Restaurant Boheme zu kommen, in dem das Spektakel stattfinden soll. Gerade rechtzeitig, als die Türen geöffnet wurden, trafen wir dort ein. Es herrschte ein unglaubliches Gedrängel und ich wollte unser Vorhaben, Fotos von dem Büfett zu schießen, schon aufgeben, als wir plötzlich, regelrecht in einem Schwall in das Restaurant gespült wurden. Jetzt lag es vor uns, das Objekt unserer Begierde, das Büfett Magnifico. Scharen von Menschen, ein Blitzlichtgewitter, jeder wollte alle künstlerischen Figuren, die handwerklich geschickt aus Eis, Butter, Obst, Gemüse und Teig von den Köchen gefertigt wurden, fotografieren – und wir mitten drin mit dem selben Vorhaben. Komisch das mir beim Mitternachts-Büfetts auf Kreuzfahrtschiffen immer das Lied „Die heiße Schlacht am Kalten Büfett“ von Reinhard May einfällt. In dem ganzen Trubel, der ganzen Hektik und auch vom Fieber angesteckt, ja keine Skulptur nicht abzulichten, fiel mir gar nicht auf, das hier gar niemand mit Tellern unterwegs ist und das auch niemand etwas isst. Erst als sich der Raum ziemlich geleert hatte und wir nun alles in Ruhe anschauen, knipsen und filmen konnten, bemerkte ich, dass die Türe vom Restaurant zur Küche offen stand und in dieser das eigentliche, zum Verzehr geeignete Büfett, aufgebaut war.




Künstlerische Teil des Mitternacht-Büfett auf der  Costa Victoria
Wir wollten ja von vornherein nichts essen, aber neugierig, was die Victoria an Köstlichkeiten zu bieten hatte, waren wir doch. Wie gesagt, wir wollten nichts essen und das war auch gut so, denn das eigentliche Büfett war enttäuschend. Gelinde ausgedrückt gab es eigentlich ein, auf kalte Speisen reduziertes Frühstücksangebot und viele, viele Kuchen und Torten. In dieser Form hatten wir das auf unseren bisherigen Kreuzfahrten noch nicht gesehen. Anja und ich fanden diese Art des Büfetts für gut. Der „künstlerische Teil“ des Büfetts war überwältigend, der „essbare Teil“ dagegen klein, wobei zu bedenken ist, dass der Großteil der Passagiere sowieso nur wegen der Show zum Büfett kommt und nur wenige zum Essen, denen anscheinend das Abendmenü nicht gereicht hat. Auf der Costa Victoria ist eigentlich nur derjenige der Dumme, der das Abendessen ausfallen lässt, um sich an den Köstlichkeiten des Buffet Magnifico zu laben.

Büfett in der Schiffsküche

Viel süßes beim essbaren Teil des Mitternacht-Büfett
Mit dem Bewusstsein, einen der schönsten Tage dieser Kreuzfahrt erlebt zu haben, was natürlich besonders an der Stadt Valletta lag, fielen wir hundemüde auf unser Nachtlager und schliefen sofort ein.



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